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Johann Koelhoff der Jüngere († nach 1502), Holzschnitt: Koelhoffsche Chronik (1499), fol. 140, Kölnisches Stadtmuseum

Köln im Hochmittelalter

Köln war im 13. Jahrhundert mit ca. 40.000 Einwohnern die größte Stadt des deutschen Reichs. Noch heute markieren die Reste der Mauern der dritten Stadterweiterung von 1180 das Areal der hochmittelalterlichen Kommune. 

Seit dem 12. Jahrhundert führte Köln - wie Jerusalem, Konstantinopel und Rom - die Bezeichnung „Sancta“ im Stadtnamen und nannte sich „Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia“ („Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter“). Das Stadtsiegel aus jener Zeit (mit dem hl. Petrus im Mittelpunkt und der ihn umgebenden Stadtmauer) bringt dieses Selbstverständnis auf signifikante Weise zum Ausdruck. 

In jener Zeit vom „hilligen Coellen“ oder der „hilligen Stat van Koellen“ zu sprechen, legte sich aus mindestens zwei Gründen nahe:

1. Reliquien- und Wallfahrtsstätte: Vor allem war Köln mit seiner Vielzahl von Reliquien- und Verehrungsstätten Heiliger seit dem Frühmittelalter religiöses Pilgerziel für Wallfahrer aus ganz Europa gewesen: Schon Gregor von Tours  (538-594) berichtet von der Kirche St. Gereon als einer Grabstätte für 50 Märtyrer der Thebäischen Legion, die wegen des reichen Goldschmucks ad sanctos aureos („zu den goldenen Heiligen“) genannt wurde. Bereits seit dem 4. Jahrhundert ist auf einem römischen Gräberfeld bei St. Ursula die Verehrung christlicher Märtyrerinnen bezeugt. Einen besonderen Aufschwung erlebte der Reliquienkult 1164 durch die Überführung der Reliquien der Hl. Drei Könige von Mailand nach Köln unter Erzbischof Rainald von Dassel (1114/20-1167).

2. Klöster und Stifte: Das geistliche Leben der Stadt und ihrer Umgebung war überdies maßgeblich geprägt durch eine Vielzahl von Klöstern und Stiften, deren Existenz mitunter bis ins 7. Jahrhundert zurückreicht. Für das Erscheinungsbild Kölns bestimmend wurde das 12. Jahrhundert, als zwischen 1150 und 1250 die zwölf großen romanischen Kirchen entstanden, die nach der Stadterweiterung innerhalb der Stadtmauern lagen.

Vor allem ist die Stadt im 13. Jahrhundert geprägt durch den Handel, durch das Kunsthandwerk und die Zünfte - sowie durch das Streben der Bürgerschaft nach individuellen Freiheitsrechten und politischer Mitbestimmung gegenüber den geistlichen Stadtherren. Damit wird sie zugleich zur Vorreiterin einer „kommunalen“ Bewegung in Mittel- und Westeuropa.

Mit diesen Eigenschaften sollte Köln in besonderer Weise zum Wirkungsfeld des Predigerordens werden.

Petrus von Mailand. Glasmalerei aus der ehemaligen Dominikanerkirche in der Stolkgasse, heute im Kaptelsaal des Domes, um 1280, erneuert 1959

Der hl. Petrus der Märtyrer als Patron der Kölner Brauerzunft

Im Umkreis der Predigerbrüder bildeten sich verschiedene Bruderschaften, wie die wohl schon in den 1250er Jahren gegründete Bruderschaft der Kölner Bierbrauer, die in Petrus von Mailand (auch Petrus von Verona oder Petrus der Märtyrer, 1205-1252), dem ersten Dominikanermärtyrer, bis heute ihren Patron hat.

Petrus stammte aus einem Elternhaus, das sich den häretischen Albigensern angeschlossen hatte. Während seines Studiums in Bologna hatte er den Orden der Predigerbrüder kennengelernt und war 1221 in ihn eingetreten. Fortan galt sein ganzer Einsatz der Bekehrung der Albigenser und Katharer, wobei sich sein ausgesprochenes Rednertalent zeigte und ihn als Prediger weithin bekannt machte. Er wurde Prior in Como, 1232 päpstlicher Gesandter in Mailand, 1248 Prior in Asti, 1249 Prior in Piacenza und 1251 Prior in Como. Im selben Jahr ernannte Papst IV. ihn zum päpstlichen Großinquisitor für Norditalien. Auf dem Weg von Como nach Mailand wurde er durch vermutliuch von Albigensern bestellten Mördern überfallen und starb von Dolchstichen durchbohrt und mit von einer Axt gespaltenem Schädel. Im sterben soll er mit seine eigenen Blut das Wort "credo" ("ich glaube") auf den Boden geschrieben haben.

Schnell setzte eine intensive Verehrung ein. Bereits am 25.3.1253 sprach Papst Innozenz IV. ihn heilig. Sein Grab findet sich in der Kirche S. Eustorgio in Mailand. Die Vita s. Petri Martyrii des Thomas Agni de Lentino fand weite Verbreitung, nicht zuletzt durch ihre Aufnahme in die Legenda aurea (1263-1273) des Jacobus de Voragine (um 1230-1298), die zur bekanntesten Heiligenlegende des Mittelalters werden sollte. In der Dominianerkirche in Köln war dem hl. Petrus ein eigener Altar gewidmet. Auf seine Verehrung durch die Kölner Bierbrauer soll auch die Benennung des 10-Liter-Kölschfasses als "Pittermännchen" zurückgehen.

Weitere Informationen zur Rolle des Petrus von Mailand als Patron der Kölner Bierbrauerzunft finden sich hier, Informationen zu seiner Ikonographie in Köln hier.


Heute ...

... manifestieren die Reste der Kölner Stadtmauer von 1180, die sich in Überresten an verschiedenen Orten der Ringe, wie hier am Hansaring, finden, das Selbstverständnis der mittelalterlichen Stadt.